Antrag Wettbewerb Kunstkommission Siegesdenkmal

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

liebe Kolleginnen und Kollegen,

das Siegesdenkmal steht. Die Planungen der Stadt ebenfalls. Manchmal stimmt die Reihenfolge nicht ganz. So auch hier: Die Ergebnisse des Wettbewerbs der Kunstkommission lagen erst zu einem Zeitpunkt vor, als an den Abläufen kaum mehr etwas verändert werden konnte. Dennoch ist es unhaltbar, die eingebrachten Entwürfe völlig zu ignorieren, wie es nun offensichtlich geschehen soll.

Was hier vorgelegt wurde, hat einen künstlerischen Rang, den zu missachten ein kulturelles Armutszeugnis bedeuten würde. Hier geht es um weit mehr als die schlichte Wiederaufstellung einer Statue, die halt schon immer da stand. Der Symbolcharakter dieses Monuments war und ist ja durchaus gewollt; demnach muss er zwingend auch im Kontext heutigen Denkens gesehen werden. Und heutiges Denken ist hoffentlich grundlegend anders als das zur Zeit der Entstehung des Denkmals und des Krieges, an den damit erinnert werden soll. Das äußert sich allein an der Tafel mit der Inschrift: „den nachfolgenden Geschlechtern zum Vorbild“ – eine nach unserem heutigen Verständnis unsägliche Aufforderung. An nur diesem einen Beispiel ist belegt, dass eine unkritische und auch unveränderte Übernahme dessen, was vor 141 Jahren gedacht und gestaltet wurde, völlig indiskutabel ist.

Wenn man Straßen umbenennt, weil man in unserer jetzigen Sicht mit dem Handeln der Namensgeber nicht mehr einverstanden ist, muss man diese kritische Haltung auch beim Siegesdenkmal zugrundelegen. Alles andere ist inkonsequent.

Auch in der Bevölkerung besteht ein unüberhörbarer Wunsch nach einem differenzierten und geschichtsbewussten Umgang mit diesem Monument, das alles andere als einen gewöhnlichen oder gar belanglosen Teil des Bildes unserer Stadt darstellt. Und die Ausarbeitungen von SchülerInnen des Deutsch-Französischen Gymnasiums im Rahmen ihres Geschichtsunterrichtes haben, der Öffentlichkeit unbekannt, bemerkenswerte Modelle hervorgebracht. Die Überlegungen dieser Jugendlichen zur Gestaltung auf der Grundlage des historischen Geschehens, aber im Bewusstsein der politischen und kulturellen Aussage, die dadurch vermittelt wird, sind wahrlich des Nachdenkens wert. Sie wie vor allem auch die Vorschläge des Wettbewerbs der Kunstkommission zu übergehen, bedeutet eine Geringschätzung des Denkens und Empfindens eines Großteils der Menschen in dieser Stadt.
Ja, es würde Geld kosten, nachträglich nochmal etwas zu verändern. Wenn dies aber als Argument gilt, sich einer Verbesserung zu verweigern, so senden wir damit die unselige Botschaft aus, welche Gewichtung wir in einer derart bedeutsamen Frage vornehmen. Es geht hier nicht um Bronze und Stein, es geht um Werte.

Wir appellieren nachdrücklich daran, eine gewissenhafte Prüfung der eingebrachten Vorschläge vorzunehmen.

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